Auteur(s)
Vermeire Elke
Source

Dokumentationszentrum über die Vlaamse Rand, 2009

Organisation
Documentatiecentrum Vlaamse Rand
Année
2009
Langue
DE
Rand-abc fiche

Lage


Der Nationale Botanische Garten von Belgien befindet sich in Meise in Flämisch-Brabant und ist mit seinen 92 ha und 18.000 Pflanzenarten einer der größten botanischen Gärten der Welt. Der Garten steht unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Rammeloo und ist berühmt für seine wissenschaftliche Sachkunde und die Hortikultur, zählt zwei Forschungsabteilungen, ein Herbarium, eine Bibliothek und umfangreiche Lebendsammlungen. Er umfasst zudem eine Samenbank, um verschiedene seltene und bedrohte Arten zu bewahren und lebendig zu erhalten. Die Domäne des Botanischen Gartens bietet eine Vielzahl von Aktivitäten, Führungen, wissenschaftlichen Tagungen, usw. Hinter diesem prachtvollen und imposanten Naturmonument verbirgt sich eine historische und gemeinschaftliche Geschichte.
 

Geschichte


Vor der Französischen Revolution zählte Belgien einen einzigen botanischen Garten, und zwar den der Katholischen Universität Löwen. Im Jahre 1796 wurde – während der Revolution – ein botanischer Garten in Brüssel eingerichtet, der auf dem ‚Hofberg’ gelegen war und vom ersten Direktor ‘Le Jardin Botanique de Bruxelles' genannt wurde. Unter dem niederländischen Regime musste dieser Garten für die große Industrieausstellung von 1830 weichen und wurde später an gleicher Stelle die heutige Königliche Bibliothek gebaut.
Die Sammlungen des ‘Hofberg’-Gartens blieben jedoch in einem neuen botanischen Garten erhalten, der von der Koninklijke Maatschappij der Nederlanden eingerichtet wurde. Dieser zweite Garten wurde am Standort des aktuellen Botanischen Gartens (Kruidtuin) der Region Brüssel-Hauptstadt angesiedelt.
 
 
Im Jahre 1870 wurden sowohl der Garten als auch das Gebäude vom belgischen Staat erworben, um die entstandenen finanziellen Defizite abzustellen. Der Garten erhielt dadurch den Namen 'Jardin Botanique de l'Etat/Rijksplantentuin' (Staatlicher botanischer Garten), und der Fokus verlagerte sich von der Wirtschaft hin zu wissenschaftlicher Forschung in Pflanzenkunde und Gartenbau. Im Laufe der Jahre breitete sich die Sammlung des botanischen Gartens aus, inzwischen bot das urbanisierte Brüssel jedoch keinen zusätzlichen Raum mehr. Im Jahre 1938 erwarb der belgische Staat die Domäne von Bouchout, die zuvor das Eigentum der königlichen Familie gewesen war. Ab 1939 wurden Teile der Sammlung sukzessive an diesen neuen, in der Gemeinde Meise gelegenen Standort übertragen. Durch den Zweiten Weltkrieg entstand bei der weiteren Übertragung ein gewisser Verzug und wurde das Schloss von Meise völlig verwüstet. Nach den Kriegsjahren erfolgte ein Wiederaufbau sowie eine zunehmende Erweiterung der Pflanzensammlung.

Im Jahre 1967 erhielt das Institut den aktuellen offiziellen Namen: 'Nationale Plantentuin van België/ Jardin Botanique National de Belgique'. (Nationaler Botanischer Garten von Belgien)
plantentuin meise
Plantentuin Meise, Amorphophallus

Gemeinschaftliches Tauziehen

 
In den letzten Jahren war in den Medien mehrfach vom Botanischen Garten die Rede, doch nicht wegen der zahlreichen Sehenswürdigkeiten, sondern in einem eher juristischen, politischen und gemeinschaftlichen Zusammenhang. Der Garten ist in Meise in Flämisch-Brabant gelegen und eine föderale Einrichtung. Im Jahre 2000 wurde beschlossen, den Botanischen Garten unter Beachtung einer Reihe von Vorbedingungen an die Flämische Gemeinschaft zu übertragen.
Nach dem Lambertmont-Abkommen aus dem Jahre 2001 (d.h. der fünften Staatsreform seit 1970) erzielten die Flämische und die Französische Gemeinschaft diesbezüglich einen Vereinbarungsentwurf*: die wissenschaftliche Sammlung, das Herbarium und die Bibliothek sollten Eigentum der föderalen Regierung bleiben, in Leihgabe jedoch an die flämische Regierung abgetreten werden. Die Französische Gemeinschaft durfte – auf eigene Rechnung – einige Wissenschaftler in Meise beschäftigen.
 
Durch unterschiedliche Auslegungen dieser Vereinbarung geriet die Situation jedoch in eine Sackgasse. Der paritätisch zusammengesetzte wissenschaftliche Beirat des Botanischen Gartens sollte eine Entscheidung über die Verteilung des wissenschaftlichen Patrimoniums treffen.
Angesichts der sehr umfangreichen Sammlung ist es unmöglich, eine vollständige Bestandsaufnahme des Patrimoniums zu erstellen. Deshalb müsste ein Kollegium von internationalen Experten eine Methode ausarbeiten, anhand derer der Eigentümer der verschiedenen Teile der wissenschaftlichen Sammlung bestimmt werden könnte.
Auch über den sprachlichen Rahmen herrscht Uneinigkeit. Wenn der Botanische Garten eine föderale Einrichtung ist, muss es eine gleichmäßige Verteilung zwischen der Zahl der niederländisch- und der französischsprachigen Arbeitnehmer geben. Dies ist derzeit nicht der Fall. Bei einer Übertragung an die Flämische Gemeinschaft und einer Vereinbarung mit der Französischen Gemeinschaft ist ein solches gleichmäßiges Sprachverhältnis auch nicht angesagt. Solange es jedoch keine offizielle Verbeinbarung zwischen beiden Gemeinschaften gibt, bleibt der Sprachrahmen ein Diskussionspunkt und ein Anlass, die Übertragung zu unterbinden.
plantentuin meise
Plantentuin Meise, Orchidee
Im Laufe der Jahre ist demgemäß eine Art ‚Verwaltungsvakuum’ rund um den Botanischen Garten entstanden. Die erforderlichen Investitionen in Garten und Domäne seitens der Föderalen Regierung sind ausgeblieben, so dass die Infrastruktur und der Betrieb immer mehr unter diesen gemeinschaftlichen Spannungen zu leiden hatten. Unter dem Impuls der flämischen Regierung, die sich als Sachwalter aufstellte, werden seit 2006 dennoch die erforderlichen Instandhaltungsarbeiten und eine grundlegenden Renovierung von bestimmten Infrastrukturteilen ausgeführt.
 
* Art. 18, § 4quinquies des Besonderen Gesetzes vom 13. Juli 2001 besagt wörtlich das Folgende 'Der Nationale Botanische Garten von Belgien (Meise) wird übertragen, nachdem diesbezüglich zwischen den Gemeinschaften eine Kooperationsvereinbarung geschlossen worden ist..'
Type de publication
Carte
Catégorie
Agriculture et horticulture
Environnement et nature
Région
Vlaamse Rand
Meise
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